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Der Aufstieg und Fall von DBNA



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Der Aufstieg und Fall von DBNA
DBNA oder auch "Du bist nicht allein" war die wohl größte Schwulen-Community im deutschsprachigen Raum.
Dieser Artikel befasst sich mit der Gründung, der geschichtlichen Veränderung und den letzten Tagen / Wochen von DBNA.
Wie alles begann - 1997
Im Jahr 1997 entschloss sich der Gründer DBNA's Andreas Graf gemeinsam mit Christian Brandl einen Verein zu gründen.
Der Verein sollte sich um die Themen Comingout, Schwulsein und sexuelle Identität drehen und vor allem für Aufklärung sorgen.
Mit dem Verein "dbna - du bist nicht allein e.V." welcher 2002 in Augsburg gegründet wurde, wurde schrittweise dieses Ziel erreicht.
Zu Anfang war DBNA gar kein Kontaktportal, es war vielmehr ein Magazin welches mit nur 4 Redakteuren (Alexander Bagus, Christian Brandl, Andreas Graf, und Falk Steinborn) wöchentlich die Szene mit Neuigkeiten aus aller Welt versorgte.

Kurzer Einschub: Zeitliche Einordnung
Homosexualität zwischen erwachsenen Männern stand bis 1968 in Deutschland unter Strafe!
Erst 1969 wurde der §175 StGB in dem Maß liberalisiert, dass der sexuelle Verkehr zwischen Männern zumindest straffrei wurde.
1973 wurde das Schutzalter für gleichgeschlechtliche, sexuelle, Handlungen auf 18 Jahre herabgesetzt.
Erst 1994 wurde der §175 StGB endgültig gestrichen. Das war gerade mal 3 Jahre vor der Gründung der DBNA - Vereinigung!

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DBNA 2001 - Zum ersten Mal mit eigenem Logo
DBNA als SafeSpace
DBNA war ein SafeSpace schon bevor es den Begriff "SafeSpace" überhaupt gab.
Das Thema "Homosexualität" war noch immer tabuisiert, vor allem in eher konservativen Deutschland.
Schnell wurde eine Möglichkeit geschaffen sich nicht nur online zu informieren, sondern sich auch auszutauschen. Eine Community von Schwulen für Schwule.
In den unterschiedlichen Themen des Magazins konnte man sich am Erfahrungsschatz anderer Homosexuellen bereichern!
Selbstverständlich waren gerade Themen wie Sex äußerst populär! Doch auch hier wahrte DBNA stets den Jugendschutz. Es ging darum zu informieren und nicht um gelüste zu befriedigen.
Das Thema Jugendschutz wurde immer weiter vom Portal aufgegriffen und auch in der Moderation der Foren strikt durchgesetzt.
Das Internet war damals generell noch eine sehr offene Spielwiese mit eher wenig bis kaum Regularien für Webseiten.


du bist nicht allein e.V. -> DBNA GmbH
Die Mitgliederversammlung am 27.08.2012 beschloss das Ende des Vereins und den Formwechsel als Firma, GmbH mit Sitz in München.
Das war die mit größte Veränderung DBNAs seit fast 15 Jahren.
DBNA hat sich mit den Jahren nicht nur technisch und optisch zum positiven verändert - Denn auch die Mitgliederzahlen des Portals stiegen täglich.
Viele Kooperationen und Erwähnungen von etablierten Magazinen wie der Grimme-Online oder auch dem Spiegel sorgten für einen rasanten Anstieg.
Durch die Gründung Facebooks 2004 und dessen Boom konnte DBNA weiter wachsen.
Auch durch die Kooperation mit dem "Anyway" (Kampagne: DBNA meets Anyway) und dem Auftritt DBNA's auf den ersten CSDs in Köln, München und Berlin wurde DBNA nicht nur online sondern auch physisch bekannter!


All das führte letztlich zur Entstehung der DBNA GmbH.
Eine GmbH hat gegenüber einem Verein viele verschieden Vorteile, doch der größte Vorteil und letztlich auch Auslöser für den Formwechsel war die bürokratische Einfachheit.
Mit einer Firma kann man überhaupt das Thema Werbung viel einfacher angehen und so der Plattform auch den Selbsterhalt ermöglichen.
Auch ist es als Firma einfacher Mitarbeiter einzustellen und diese zu bezahlen.
Es gab sicherlich hunderte Gründe die damals für die Umfirmierung gesprochen haben und einige davon hat Andreas Graf 2019, als es vermehrt im Forum DBNA's zu Fragen des Formwechsels kam, erläutert.


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DBNA 2.0
DBNA wandelte sich seit mehr als einem Jahrzehnt im alten Design zu einer modernen Oberfläche die den Gedanken eines Kontaktportals/Social Medias aufgriff und dabei nicht den Kerngedanken eines Magazins und des Forums vernachlässigte.
Durch das neue DBNA und der steigenden Anzahl von Computern und mobilen Endgeräten wuchs DBNA über die Jahre so stark, dass die Plattform mehr als 180.000 Mitglieder umfasste. Somit war DBNA zu dem Zeitpunkt die größte deutsche Community für schwule Jungs im Alter von 14-29.
Auch kam nach 25 Jahren endlich die erste DBNA App raus - die App die seit Jahren eher zum laufenden Meme wurde, bekam einen rasanten Entwicklungsschub, als ein Konkurrenzprodukt namens "Junx" von Ex-DBNA Teammitgliedern auf den Markt kam und massig Werbung machte.
Mit DBNA hatte man einen SafeSpace der modern war und die Jugend nun auch auf den Smartphones abholte.
Trotz der strikten Regeln, den Guidelines (früher Verhaltenskodex) und der noch strengeren Moderation hatten die Mitglieder stets einen Raum zur Entfaltung und Selbstverwirklichung.
Ein Portal auf dem man "Ich-Selbst" sein durfte. Ein Portal auf dem man sich nie schämen musste auf das gleiche Geschlecht zu stehen. Ein Portal auf dem man sich sicher fühlen durfte.


Der Fall DBNA's
Umso stetiger wie DBNA wuchs, desto schneller und unerwarteter kam der Absturz.
So gegen 2022 stagnierten die Nutzerzahlen. Es kam zu mehreren hundert Anmeldungen am Tag, doch gleichwohl zu ähnlich hohen Austritten.

Hinzu kamen einige unausgereifte Ideen die ihre zu schnelle Umsetzung fanden wie z.B. die Begrenzung des Streams (Quasi der Haupt-Feed wie auf Twitter/X) auf maximal 250km Umkreis. So wurden die Nutzer ungewollt ausgegrenzt, gerade diese die eher außerhalb der großen Städte wohnten. So hat man vielen Nutzern das Gefühl gegeben >doch< allein zu sein.
Ähnliche Änderungen waren auch der Wegfall des Karmasystems, ein System welches Aktivität auf der Seite mit einem fiktiven Level belohnte und das entfernen von Likes auf Beiträgen.
Die Hintergründe dieser Änderungen wurden stets vom Team beleuchtet, doch das war dem Nutzer egal - er wollte eine globale Plattform und mit allen darauf, sicher, interagieren dürfen.
Seit dem wurde der Stream immer leerer, statt sekündlich neuen Einträgen waren es mit der Zeit minütlich und irgendwann entwickelte es sich zu längeren Pausen im Stream.

Doch die wohl größten Probleme fingen im April 2024 an.
Die Plattform wurde immer langsamer und teilweise war sie Tage nicht erreichbar. Auch waren Registrierungen zum Teil wochenlang nicht möglich, weil man seinen Standort nicht setzen konnte oder die Verifikationsmail nicht ankam.
Kaum war die Plattform wieder online, so wurde sie langsam, zum Teil wurden veröffentlichte Beiträge im Stream doppelt oder dreifach gepostet, die likes nicht gezählt und das wohl aller schlimmste: Es gab keine Informationen. Das ehrenamtliche Supportteam war genau so macht- und ratlos wie der Rest der Community.

Es kam zum Informationsstopp von Seiten der Geschäftsführung DBNA's.
Die Probleme hielten bis zum 11.06.2024 an, weswegen der DBNA Supporter "Ioannis" an diesem Tag von seinen Sorgen berichtete. Es hieß die Seite scheint ihrem Ende nahe zu sein.
Der Inhaber sei seit Monaten nicht erreichbar, weswegen man auf Seiten des Supportteams auch streikte. Am 29.06.2024 dann die zweite Meldung von Ioannis: DBNA wird schließen. Man solle auf den Discord wechseln, um die Community für ein eventuelles Rebirth zu sammeln. Am 02.07.2024 dann eine komplett gegenläufige Aussage vom offiziellen "DBNA"-Account: "DBNA wird nicht schließen", die Seite soll jetzt technisch wieder Funktionieren und auch weiterhin bestehen.
Am 18.07.2024 um 02:32 Uhr dann wieder eine Nachricht vom DBNA-Account:
"Liebe DBNA-Community, wir hoffen, es geht euch gut.

Leider müssen wir euch heute eine schwierige Nachricht mitteilen: Nach sorgfältiger Überlegung und vielen Gesprächen haben wir uns entschlossen, die DBNA-Community und die Apps einzustellen.
Dieser Schritt fällt uns nicht leicht. DBNA war mehr als nur eine Community - es war ein Safe Space, ein Ort des Austauschs und der Unterstützung, eine Möglichkeit, neue Freundschaften zu schließen und sich in einer Gemeinschaft geborgen zu fühlen. Leider ist es uns nicht mehr möglich, die Plattform in der Qualität und Zuverlässigkeit anzubieten, die ihr verdient.
Die Kosten, der technische Aufwand und die rechtlichen Anforderungen für den Betrieb und die Pflege einer eigenen Community und App sind mittlerweile so hoch, dass wir dies mit unserem kleinen Team nicht mehr leisten können.
Wir möchten euch versichern, dass alle Daten nach der Einstellung der Plattform vollständig gelöscht werden.

Eure Privatsphäre und Sicherheit sind uns sehr wichtig und wir werden alles tun, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Aber das ist nicht das Ende von DBNA! Eine neue Version des DBNA-Magazins als Content- und Informationsplattform mit News und Ratgebern und unsere sozialen Kanäle bleiben euch erhalten. Darauf konzentrieren wir uns und hier werdet ihr weiterhin mit Neuigkeiten aus der LGBTIQ-Community und wertvollen Tipps versorgt. Wir hoffen, euch auf diesem Weg weiterhin begleiten und unterstützen zu können."
Ende. Jetzt war es offiziell. DBNA wird schließen. Um 13:34 Uhr des selben Tages war DBNA bereits nicht mehr erreichbar und man wurde auf eine Fehlerseite der Cloudfare weitergeleitet. Sie Server waren endgültig ausgeschaltet.

Die Community DBNA's fand sich zügig auf den Discord des DBNA-Supporters Ioannis ein, dieser konnte bin weniger Tage die Mitgliederzahl auf 1.000 erhöhen. Dieser Discord ist YoungPride.
Der Discord und die Idee dahinter war schon immer: Wir sind die Arche DBNA's, sammeln die Nutzer und warten auf das nächste, neue, SafeSpace welches sich aktuell in der Entwicklung befindet.

Wie die Reise nun weiter geht ist ungewiss, lediglich das Ziel ist bekannt: Das größte deutsche SafeSpace für homosexuelle schaffen.
 

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