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Einleitung

Der Buddhismus ist eine der ältesten Religionen / spirituellen Traditionen der Welt und fasziniert durch seine tiefgründigen Lehren, seinen friedlichen Ansatz zur Selbstentwicklung und seine universellen Werte wie Mitgefühl, Achtsamkeit und Weisheit. Besonders für queere Menschen, die sich in anderen religiösen Kontexten oft ausgeschlossen oder abgelehnt fühlen, kann der Buddhismus ein wertvoller Ort der Orientierung und Akzeptanz sein.

In diesem Beitrag bekommst du einen umfassenden Überblick über den Buddhismus, seine Kernlehren, seine Praxisformen – und insbesondere über seine Bedeutung und seinen möglichen Beitrag für die queere Community.


Was ist Buddhismus? Eine Einführung

Die Entstehung

Der Buddhismus wurde vor über 2.500 Jahren von Siddhartha Gautama gegründet, einem Prinzen aus dem heutigen Nepal. Trotz seines behüteten Lebens war Siddhartha tief erschüttert, als er mit Alter, Krankheit und Tod konfrontiert wurde. Er verließ sein Zuhause und suchte nach einem Weg, das menschliche Leiden zu verstehen und zu überwinden.

Nach Jahren intensiver Meditation und Selbsterforschung erreichte er unter einem Bodhi-Baum die Erleuchtung – ein Zustand innerer Freiheit jenseits von Gier, Hass und Verblendung. Fortan wurde er als der Buddha („der Erwachte“) bekannt und teilte seine Erkenntnisse mit anderen.


Zentrale Lehren des Buddhismus


Die Vier Edlen Wahrheiten

Diese bilden das Fundament der buddhistischen Philosophie:
  1. Dukkha – Leben beinhaltet Leiden.
  2. Samudaya – Das Leid wird durch Gier, Verblendung oder Hass verursacht.
  3. Nirodha –Wenn die Ursachen für das Leid vermieden werden, kann kein weiteres Leiden entstehen.
  4. Magga – Der Weg zur Überwindung des Leidens ist der Achtfache Pfad.

Der Achtfache Pfad​

Dieser Pfad ist eine praktische Anleitung für ein bewusstes und ethisches Leben:
  • rechte Erkenntnis: Erkenntnis der 4 Edlen Wahrheiten und der Bedeutung des Karmas
  • rechte Gesinnung: Der Entschluss, bestimmten Dingen zu entsagen.
  • rechte Rede: Der Verzicht, zu lügen und zu beleidigen.
  • rechtes Handeln: Der Verzicht, zu töten und zu stehlen.
  • rechtes Leben: Der Beschluss, nichts zu tun, was anderen schadet.
  • rechte Anstrengung: Der Entschluss, dem Hass, der Wut und der Begierde abzuschwören.
  • rechte Achtsamkeit: Das Bewusstmachen über eigene Gefühle und Gedanken.
  • rechte Geistessammlung: Den Geist mithilfe von Meditation zu kontrollieren.

Buddhistische Praxis im Alltag


Meditation und Achtsamkeit

Meditation ist der zentrale Weg, um Einsicht und innere Ruhe zu entwickeln. Auch Achtsamkeit – also das bewusste Erleben des gegenwärtigen Moments – ist ein zentraler Aspekt, der heute auch außerhalb religiöser Kontexte breite Anwendung findet (z. B. in der Psychologie).

Ethik und Mitgefühl

Ethik im Buddhismus bedeutet, niemandem zu schaden – körperlich, geistig oder emotional. Die buddhistischen „Fünf Silas“ (Verhaltensregeln) fördern ein friedliches Miteinander und beinhalten z. B. den Verzicht auf Lügen, Gewalt oder destruktives Verhalten.


Buddhismus und queere Identitäten


Eine inklusiv gedachte Religion

Im Gegensatz zu vielen monotheistischen Religionen gibt es im Buddhismus keine festen Dogmen über Geschlecht oder sexuelle Orientierung. Stattdessen stehen individuelle Praxis, persönliche Verantwortung und Mitgefühl im Mittelpunkt. Es zählt, ob ein Verhalten Leid erzeugt – nicht, ob es den Vorstellungen einer heteronormativen Gesellschaft entspricht.

Traditionelle Begriffe und Diversität

Schon in frühen Texten des Theravāda-Buddhismus tauchen Begriffe wie paṇḍaka oder ubhatobyañjanaka auf, die auf geschlechtliche Vielfalt hindeuten. Auch in tibetisch-buddhistischen Traditionen existieren Rituale und Geschichten, in denen Genderrollen fließend dargestellt werden.

Persönliche Anmerkung: Als queerer Mensch empfand ich den Buddhismus stets als einen Ort des Ankommens – einen Raum, in dem ich nicht um Akzeptanz kämpfen musste, sondern einfach “sein” durfte. Das Erleben von Achtsamkeit hat mir geholfen, mich selbst liebevoller zu betrachten und mein Anderssein nicht als Schwäche, sondern als Bereicherung zu begreifen.¹

Moderne Stimmen: Queer-Buddhistische Perspektiven​


In der Gegenwart gibt es zahlreiche queere Stimmen im Buddhismus, die aktiv an der Weiterentwicklung der Tradition mitwirken:
  • Bee Scherer, eine buddhistischer Akademiker*in, entwickelt das Konzept der Queering Buddhist Traditions, das den Buddhismus durch eine queere Brille betrachtet und patriarchale bzw. heteronormative Strukturen kritisch hinterfragt.
  • Die Anthologie “Queer Dharma: Voices of Gay Buddhists” bietet eine Sammlung persönlicher Berichte, Essays und Reflexionen schwuler Buddhist*innen aus dem Westen und gibt Einblicke in deren spirituelle Erfahrungen.
  • In Deutschland gibt es Initiativen wie „Buddhismus unterm Regenbogen“, die queeren Menschen im deutschsprachigen Raum einen sicheren Raum für Praxis, Austausch und Gemeinschaft bieten.

Fazit


Der Buddhismus ist mehr als nur eine Religion – er ist ein Übungsweg, eine Philosophie, eine Lebenskunst. Für queere Menschen kann der Buddhismus besonders heilsam sein, weil er nicht durch Dogmen und Ausschlüsse definiert wird, sondern durch Einsicht, Mitgefühl und Selbsterkenntnis.

In einer Welt, die queere Identitäten oft marginalisiert, bietet der Buddhismus eine Einladung: zur Selbstakzeptanz, zur inneren Freiheit und zur Verbundenheit mit allem Leben.

Quellen

  • Scherer, B. (2021). Queering Buddhist Traditions. In: Oxford Research Encyclopedia of Religion.
  • Leyland, W. (Hrsg.) (1997). Queer Dharma: Voices of Gay Buddhists Vol. 1.
  • Einfach Ganz Leben: Buddhismus für Einsteiger.
  • Deutsche Buddhistische Union: Grundlagen des Buddhismus.
  • Buddhismus unter dem Regenbogen e.V.

¹ Diese persönliche Reflexion basiert auf meinen eigenen Erfahrungen als queere Person, die den Buddhismus für sich entdeckt hat.
 
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Ich bin selbst nicht Gläubig find es aber immer Interessant wie andere ihren glauben ausleben oder was er mit ihnen macht
 
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