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Apr.
3
2
Discordianer
Hey du,
Ich habe mir gedacht, ich veröffentliche mal meine Geschichte des Coming-Outs, etwas detailliert aber damit möchte ich zeigen, dass Outings doch auch eine schöne Sache sein können als man das vielleicht am Anfang denken mag.

1. 🌈 So begann alles:
Mit 12 oder 13 Jahren bemerkte ich, dass mein Interesse Jungs galt. Mädchen waren für mich wie "Besties", mit denen man sich immer verstand, während Jungs mich auf eine andere Art anzogen. Der Gedanke, mit einem Mädchen mehr als Freundschaft zu wollen, fühlte sich für mich damals falsch an. Diese Erkenntnis verfestigte sich, bis ich mir eingestand: "Hey, du bist schwul und damit nicht allein!" Dieser Gedanke veränderte alles.​

2. 👯‍♀️ Das erste Outing – Die Mädchengruppe:
Ich hatte meine "Mädelsgang" im Pausenhof. Eines Tages schrieb ich in unsere WhatsApp-Gruppe: "Ich muss euch morgen etwas Wichtiges erzählen!" Die Verwirrung war groß. Am nächsten Tag, im Pausenhof – unser üblicher Treffpunkt war leider nicht zugänglich – nutzten wir einen Moment der Ruhe. Mein erster Satz war: "Kennt ihr LGBTQ? Und wisst ihr, was das G bedeutet? Das bin ich." Nach einem kurzen Zögern meinerseits war es raus, und es fühlte sich unglaublich erleichternd an – musste dementsprechend auch kurz heulen. Meine Freundinnen umarmten mich, fanden es süß, und ich fühlte mich sofort besser.​

3. 🗣️ Das Outing vor Schulfreunden
In einer Woche, in der LGBTQ+ wie auch immer ein großes Thema im Schulpausenhof war und sich einige als bi outeten, platzte es an der Bushaltestelle einfach aus mir heraus: "Ja, und ich bin schwul." Ich erntete überraschte Blicke, aber die Reaktion war nur: "Ach echt? Hätten wir nicht gedacht, aber schön zu wissen!"​


4. 💓 Meine Geschichtslehrerin & der erste Crush
Eine Woche zuvor hatten Discord-Freunde (einer davon schwul und mein erster Crush) geplant, mich in Berlin zu besuchen. Ich erzählte meinem Crush, dass ich in ihn verliebt war – und kassierte meinen ersten Korb. Er war zwar lieb, und mein anderer Freund tröstete mich, aber es war trotzdem ein Schlag. Das merkte man mir in der Schule an. Beim Klassenfoto sah man deutlich meine schlechte Laune. Meine Hauptlehrerin fragte mehrmals nach, ob alles okay sei. Dann behielt meine Englischlehrerin alle außer mir in der Klasse. Allein mit ihr brach es aus mir heraus: "Alles gut, Mario?" Die Tränen flossen unaufhaltsam. Meine beste Freundin und meine Geschichtslehrerin kamen hinzu, und meine Freundin erklärte die Situation. Die Lehrerin nahm sich Zeit, um mit mir in einem ruhigen Raum über meinen Kummer und meine Sexualität zu sprechen. Das tat unglaublich gut!​

5. 🧑‍🤝‍🧑 Die ganze Klasse
Am darauffolgenden Samstag war CSD in Würzburg, mein erster, und ich ging mit einer Klassenkameradin. Es war mitten in der Prüfungsphase. Unsere Lehrerin sagte: "Ich hoffe, ihr lernt fleißig am Wochenende." Darauf meine Klassenkameradin: "Nee, ich bin mit Mario unterwegs!" – "Und wo geht es hin?" – "Zum CSD!" – "Was ist ein CSD?" – "Da gehen alle Schwulen, Lesben, Bisexuellen usw. hin..." So erfuhr es die ganze Klasse. Nach dem Unterricht gab es Nachfragen, aber alle, selbst die vermeintlichen "Schwulenhasser", waren okay damit, weil sie mich sympathisch fanden.​

6. 🏢 Meine Arbeitskollegen
Neue Ausbildung, neuer Betrieb. Ein Kollege fragte mich bei einem Gespräch, ob ich eine Freundin hätte. Ich antwortete: "Nein, ist kompliziert." Er fragte spaßeshalber, ob ich schwul sei, was ich bejahte. Er war überrascht und fand es cool, einen weiteren schwulen Kollegen zu haben, dessen Identität er nicht verriet.

Beim CSD in Würzburg konnte ich mit 18 zum ersten Mal auf die Aftershow-Party. Dort traf ich einen anderen Arbeitskollegen, bei dem ich es nie erwartet hätte! Wir outeten uns praktisch gleichzeitig beim Vorbeigehen & verbrachten dann einen coolen Abend im Club.

Mein Ausbilder – vor ihm wurde ich gewarnt. Niemand in der Firma, der schwul war, traute sich, sich bei ihm zu outen, da er manchmal homophob wirkte. Bei einer Autofahrt fragte er mich, ob ich eine Freundin hätte. Ich verneinte. Später fragte er, ob ich überhaupt eine Frau suche oder vielleicht einen Freund. Ich erzählte ihm von meinem Freund. Seine Reaktion: "Ach so, du bist dann also homosexuell oder so? Ich habe absolut nichts gegen die, mein Schwager ist auch mit einem Mann verheiratet." So war ich der Erste in der Firma, der das Schlimmste ins Harmloseste verwandelte.​

7. 👨‍👩‍👧‍👦 Meine Familie
Nach einem schlechten Date in Stuttgart sah meine Familie meinen "Kumpel aus Stuttgart" im Videochat. Meine Schwester fragte mich später, woher ich ihn kannte, und ich sagte ehrlich, es war ein Date. Sie meinte: "Ach so, du stehst auf Jungs, das habe ich mir wegen deiner Insta-Bio schon gedacht. Mit Papa habe ich auch kurz darüber geredet, und er vermutet es auch."

Einige Tage besuchte mich ein guter Transgender-Freund (FTM), der äußerlich noch weiblich wirkte. Meine Mutter fragte ständig, ob es meine Freundin sei und ich verhüten solle (nett gemeint, aber unangenehm). Mein Vater erzählte daraufhin meiner (asiatischen) Mutter, dass es nur ein Freund sei und ich vielleicht gar nicht auf Mädchen stehe. Dann fragte er mich direkt: "Willst du überhaupt eine Frau oder wird es ein Mann? Aber eigentlich ist es egal, Hauptsache, du verbringst dein ganzes Leben nicht allein!" Ein süßer Satz. Er macht auch mittlerweile mehr was für queere Leute als ich selbst.... hust... Seitdem weiß es so ziemlich ein Großteil in meinem Umfeld.​

🫵 Tipp für dich:
Du musst es nicht jedem erzählen, dass du queer bist. Warte auf einen passenden Moment im Gespräch, dann "flutscht" das Outing auch besser. Manchmal funktioniert das auch einfach automatisch. Ich habe auch viele die es nicht wissen, wozu auch? Wir werden trotzdem die gleichen Menschen wie vorher auch sein, keiner (außer du selbst) hat das sagen wie du dein Leben gestaltest!❤️🍀


Nun bist du dran! Erzähl uns deine Coming Out Geschichte!
 
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