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Die SPD ist bei der Bundestagswahl mit 16,4% in Ziel gekommen. Das ist schlecht. Historisch schlecht. Das ist ein so klares Votum gegen eine Kanzlerpartei, wie es das so in der Geschichte der Bundesrepublik wohl noch nie gegeben hat. Vom Himmel kam das Ergebnis nicht gefallen. In den Ländern ging man zuletzt reihenweise baden, selbst wenn eine Bundesministerin Wahlkampf führt, wie in Hessen. Die Europawahl war noch schlechter, eigentlich aber ein guter Warnschuss, wenn man ihn denn hört. Am Ende erwartet uns mutmaßlich eine schwarz-rote Koalition, für die sich keine Basis wirklich erwärmen kann, während die AfD von Umfragehoch zu Umfragehoch springt. Wie konnte das alles so schrecklich schief gehen und wo soll das enden?
Ich versuche folgend meine ziemlich unsortierten Gedanken dazu in eine halbwegs sortierte Form zu bringen.
Die besagte Europawahl ist aus mehreren Gründen völlig in die Hose gegangen. Scholz war unbeliebt, die SPD hat zum Ukraine-Krieg viel zu lange keine klare Position bezogen und müsste sich mit alten Verstrickungen der eigenen Leute nach Moskau auseinandersetzen oder aber man befördert ehemals russlandfreundliche Niedersachsen zum Verteidigungsminister. Das merkt man ihm zwar nicht an, sollte aber mal grundsätzlich zu bedenken geben, wie genau man mit den eigenen Problemen umgehen könnte.
Daneben spielt eine völlig fehlende Einsichtsfähigkeit eine entscheidende Rolle, nicht nur für das Ergebnis, sondern auch dafür, wie man danach fortfuhr. Kevin Kühnert hat als damaliger SPD-Generalsekretär tatsächlich die Koalitionspartner der Ampel ausgemacht, die die SPD mit runterziehen. Mit der SPD an sich hat das schlechte Ergebnis aber wenig zu tun, weil man selbst wohl offenbar nicht verantwortlich sein kann. Auch diesen Punkt merken wir uns an der Stelle für später.
Letztlich spielt auch eine Rolle, dass auch Jugendliche ab 16 Jahren wählen durften. Die wählten, salopp gesagt, wie die Holländer einmal den Stimmzettel rauf und runter. Die AfD hat da stark gezogen, aber eben auch progressive Kleinparteien wie Volt. Und diese jungen Leute werden von der SPD auch einfach nicht stark genug adressiert. Der gerade über das letzte Jahr erfolgte weitere Aufstieg der AfD hat viel damit zu tun, wie man die Zielgruppen bespielt. Auch hier merken wir uns den Punkt nochmal für später.
Eigentlich wäre das die Gelegenheit gewesen, hier ein paar Learnings mitzunehmen, umzusetzen, als Partei startklar werden für den Wahlkampf im Herbst 2025 und da dann Strukturen zu haben, die die Menschen da abholen wo sie sind. Nun ja, es kam anders.
Pünktlich zu Donald Trump Wiederwahl als Präsident, zog Kanzler Scholz die überfällige Handbremse und schmiss Christian Lindner aus dem Kabinett. Die Art und Weise war beachtlich. Diese Härte, mit der er mit Lindner abrechnete, kam, auch bei mir, im ersten Moment erfrischend gut an. Auf den zweiten Blick hätte es auch ein bisschen weniger getan und man hat in den Repliken Christian Lindner deutlich angesehen, dass ihn das sehr getroffen haben muss. Nun hatte man den Salat. Plötzlich musste es ja dann doch wieder fix gehen mit der Kampagne. Der inzwischen neue und recht farblose Generalsekretär Miersch musste liefern. Die SPD spielte den selben Song nochmal. Mindestlohn und ansonsten viel Feel-Good. Die Kampagne wäre nicht schlecht gewesen, wenn es die Bundestagswahl 2005 gewesen wäre. Wir haben aber, Überraschung, nicht mehr 2005.
Richten wir mal den Blick auf die Konkurrenz.
Die Union profitiert vom Ampel-Chaos selbstredend, aber wohl eher trotz, statt wegen des Kanzlerkandidaten Friedrich Merz. Die ziehen eine Kampagne auf, die Dinge fordert, die von vornherein so nicht zu machen gewesen sind. Stichwort Schuldenbremse, Stichwort Migrationswende, Stichwort Wirtschaftswende. Anstatt daran, arbeitete man sich so massiv an der Person Merz ab, dass man fast das Gefühl hatte, den müsse man wählen, wenn man die SPD ärgern möchte.
Die Grünen haben mit Habeck den wohl stärksten Kandidaten gehabt, der aber auch das größte Bergaufrennen zu fahren hatte. Dass das am Ende nicht geklappt hat, war leider abzusehen. Zu sehr haben sich die Kampagnen gegen die Grünen von rechtskonservativer Seite bezahlt gemacht..
Die FDP hat inhaltlich gar nicht so viel anders gemacht als die Union, bloß mit mehr Leuchtschrift und einem Spitzen-Lindner, der sichtlich bemüht war, einfach nur die folgende Katastrophe zu vermeiden.
Die AfD hat alles wie immer gemacht. Gelogen, bis sich die Balken biegen, Social Media bespielt und gerade bei den Jungen damit wirklich viel erreicht.
Die Linke hat wahrscheinlich am meisten richtig gemacht. Klare Position, klar kommuniziert, mit Heidi Reichinnek eine TikTok-konforme Spitzenperson, die das ganze Social-Media-Game auch drauf hat. Man ist nicht nur ins Internet, sondern auch an Haustüren gegangen. Die knappen 9% die dabei herauskamen, waren bemerkenswert, gerade für eine Partei, bei der viele Leute eher eine höhere Hemmschwelle haben, sie zu wählen.
Da stehen wir nun am Wahlabend. Klingbeil kündigt personelle Erneuerung an, um sich dann erst mal noch den Fraktionsvorsitz zu gönnen. Saskia Esken druckst ein bisschen über ihre Zukunft herum und im Mai soll eine neue Spitze stehen. Oder vielleicht auch eine alte. Man weiß das bis jetzt immer noch nicht so ganz genau. Man verhandelt mit der Union und bohrt direkt dicke Bretter, Sondervermögen, Schuldenbremsenreförmchen, das war mehr, als man da hätte ahnen können, aber auch ein Ausfluss eines an der Realität gescheiterten Kanzlers in spe.
Spulen wir vor. Der Koalitionsvertrag steht, man gibt an gut verhandelt zu haben, hat aber nicht mal die Mindestlohnforderung so fixiert, so dass ein Spahn nicht tags drauf das schon wieder einsacken kann. Man bettelt jetzt bei der Basis um Zustimmung, weil staatspolitische Verantwortung und nächstes Mal wird alles besser und mit SPD ist immer besser als ohne und die AfD droht, noch stärker zu werden.
Das bringt uns dann zum ersten Punkt, den wir uns für später merken sollten. Dass die AfD so stark ist, wie sie ist, hängt auch damit zusammen, dass gerade im Westen von der AfD eine ehemalige SPD-Hochburg nach der nächsten gekapert wird. Die Schwäche der SPD, das liegt nahe, könnte etwas mit der Stärke der AfD zu tun haben. Das bedeutet aber auch, dass man sich selbst mal kritisch fragen müsste, wie das eigentlich genau sein kann. Sind das alles hardcore Glatzen mit Springerstiefeln? Sicher nicht. Das sind vor allem strukturschwache Regionen, in denen jede Krise gleich doppelt einschlägt. Irgendwann hat man da auch keine Lust mehr, eine Partei zu wählen, die schon so lange regiert und dennoch kein grundlegendes Problem anpackt, selbst wenn das mit der kommunalen Ebene wenig zu tun hat.
Das bringt uns zum anderen Lesezeichen. Die SPD erreicht nicht nur ihre Kernklientel nicht mehr, sondern schafft es auch nicht, die zukünftige Kernklientel zu binden. Die jungen Leute haben bei der Bundestagswahl mehrheitlich Linke und AfD gewählt. Wie kann das passieren? Sowohl AfD und seit neuestem die Linke haben verstanden, wie sie jungen Leuten begegnen müssen. Man muss die Leute da abholen, wo sie eben gerade sind und wenn das auf TikTok ist, dann muss man eben dahin. Die SPD schafft es ja nicht mal im Bund oder den Ländern, vernünftige Social-Media-Arbeit zu machen, die länger als eine Minute verfängt. Von den kommunalen Gliederungen mal ganz zu schweigen, da ist dieses Facebook schon das höchste der Gefühle. Die Klientel die man so anspricht wird um es vorsichtig zu sagen, dem demographischen Wandel folgend eher kleiner.
Wir haben also eine Partei, die inhaltlich wenig anzubieten weiß, das wenige nicht mal unters Volk zu bringen versteht und gleichzeitig in der Führungsebene völlig davon überzeugt ist, das Richtige zu tun. Ehrlich gesagt: Mit 16,4% ist man da eigentlich noch recht gut bedient. Ein Zurückfallen hinter die Grünen und/oder die Linken wäre wahrscheinlich auch gar nicht so unverdient gewesen.
Nur wie kommt man aus diesem Schlamassel denn jetzt wieder raus? Böse gesagt, könnte man mal die Franzosen fragen. Da gibt es die Schwesterpartei zwar noch, aber, nun ja, sie riecht seit ein paar Jahren schon etwas streng. Es braucht nicht nur eine personelle Erneuerung sondern eine Rückbesinnung darauf, wie man den Menschen hilft, für die man eigentlich steht.
Noch eine Sozialleistung hier, noch ein bisschen mehr Regulierung da und am Ende noch einen Präsentkorb für Rentnerinnen und Rentner? Das wird so nichts werden. Die Grundwerte, wie Solidarität, Humanismus und nicht zuletzt der Ausgleich zwischen Wirtschaft und Sozialem sind nicht weniger aktuell als sie es in der langen Vergangenheit der Partei waren. Wer auf die Linke schaut und sagt, dass die ja nur wegen dem TikTok-Zeug so stark waren, verschließt sich ein Stück weit der Realität. Klare Positionen, klare Worte und auch mal jemandem auf die Füße zu treten sind Dinge, die die SPD sich da wirklich mal abschauen müsste. Daneben muss inhaltlich auch mal ein Schnitt gemacht werden. Soziale Sicherheit muss stehen, darüber hinaus kann man die Menschen aber auch einfach mal in Ruhe lassen. Die Sozialsysteme, Rente, Krankenkassen, Pflegeversicherung, müssen dringlichst grundlegend reformiert werden, statt ein Niveau festzuschreiben, ohne einen gangbaren Weg dahin zu zeigen. Die Mietenfrage muss eigentlich mit oberster Priorität angegangen werden. Bauen, Deckeln, egal was, Hauptsache es passiert schnell etwas, was sich im Geldbeutel der Menschen bemerkbar macht. Daneben müsste Bildung sehr weit oben stehen, denn Bildung, eigentlich ein ursozialdemokratischer Gedanke, ist die beste Voraussetzung für sozialen Aufstieg. Natürlich müssen die Länder dafür mit ins Boot, aber man kann das nicht als Entschuldigung nehmen, um nichts zu tun.
Der Staat muss ein starker Garant dafür sein, dass die Menschen sich optimal entwickeln können. In der Bildung, in der Wirtschaft und, wichtiger Punkt, auch mit der entsprechenden Gesundheitsversorgung, auch für die mentale Gesundheit.
Die Sozialdemokratie muss dem Umstand Rechnung tragen, dass die Realität eine ganze Reihe von grundlegenden Entscheidungen auf den Tisch gelegt hat. Mit ministerialem Durchgewurschtel wird man dem niemals beikommen, sondern die Fragestellungen nur komplizierter machen und Aufschieben. Die SPD wird nur wieder in die Nähe des Kanzleramts kommen können, wenn sie versteht, dass in vielen Feldern die Dinge eigentlich nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten. Das muss adressiert werden, und zwar so, wie man das heutzutage eben tun muss. Man muss intern transparenter werden, man muss die Basis wesentlich stärker einbinden, auch wenn es gerade gut läuft.
Wir haben noch vier Jahre Zeit, maximal, bevor man sich mit der AfD als potentiell stärkste Kraft auseinandersetzen muss. Das sind vier Jahre für eine ehrliche Arbeit, die da hin gehen muss wo es weh tut. Das sind vier Jahre, in denen man aus staatsmännischer Lethargie wieder die führende progressive Kraft in diesem Land machen muss, die im Stande ist, den Menschen real bei ihren Problemen zu helfen und auch mal einem Konzern auf die Füße treten kann.
Ich bin in dem Laden ja auch nur noch Mitglied, weil ich der Überzeugung bin, dass es keine andere Partei schaffen kann, das Ruder noch herumzureißen. Sie muss mich aber langsam davon überzeugen, dass ich damit richtig liege. Der Koalitionsvertrag hat da erstmal nicht weiter geholfen.
Ich versuche folgend meine ziemlich unsortierten Gedanken dazu in eine halbwegs sortierte Form zu bringen.
Die besagte Europawahl ist aus mehreren Gründen völlig in die Hose gegangen. Scholz war unbeliebt, die SPD hat zum Ukraine-Krieg viel zu lange keine klare Position bezogen und müsste sich mit alten Verstrickungen der eigenen Leute nach Moskau auseinandersetzen oder aber man befördert ehemals russlandfreundliche Niedersachsen zum Verteidigungsminister. Das merkt man ihm zwar nicht an, sollte aber mal grundsätzlich zu bedenken geben, wie genau man mit den eigenen Problemen umgehen könnte.
Daneben spielt eine völlig fehlende Einsichtsfähigkeit eine entscheidende Rolle, nicht nur für das Ergebnis, sondern auch dafür, wie man danach fortfuhr. Kevin Kühnert hat als damaliger SPD-Generalsekretär tatsächlich die Koalitionspartner der Ampel ausgemacht, die die SPD mit runterziehen. Mit der SPD an sich hat das schlechte Ergebnis aber wenig zu tun, weil man selbst wohl offenbar nicht verantwortlich sein kann. Auch diesen Punkt merken wir uns an der Stelle für später.
Letztlich spielt auch eine Rolle, dass auch Jugendliche ab 16 Jahren wählen durften. Die wählten, salopp gesagt, wie die Holländer einmal den Stimmzettel rauf und runter. Die AfD hat da stark gezogen, aber eben auch progressive Kleinparteien wie Volt. Und diese jungen Leute werden von der SPD auch einfach nicht stark genug adressiert. Der gerade über das letzte Jahr erfolgte weitere Aufstieg der AfD hat viel damit zu tun, wie man die Zielgruppen bespielt. Auch hier merken wir uns den Punkt nochmal für später.
Eigentlich wäre das die Gelegenheit gewesen, hier ein paar Learnings mitzunehmen, umzusetzen, als Partei startklar werden für den Wahlkampf im Herbst 2025 und da dann Strukturen zu haben, die die Menschen da abholen wo sie sind. Nun ja, es kam anders.
Pünktlich zu Donald Trump Wiederwahl als Präsident, zog Kanzler Scholz die überfällige Handbremse und schmiss Christian Lindner aus dem Kabinett. Die Art und Weise war beachtlich. Diese Härte, mit der er mit Lindner abrechnete, kam, auch bei mir, im ersten Moment erfrischend gut an. Auf den zweiten Blick hätte es auch ein bisschen weniger getan und man hat in den Repliken Christian Lindner deutlich angesehen, dass ihn das sehr getroffen haben muss. Nun hatte man den Salat. Plötzlich musste es ja dann doch wieder fix gehen mit der Kampagne. Der inzwischen neue und recht farblose Generalsekretär Miersch musste liefern. Die SPD spielte den selben Song nochmal. Mindestlohn und ansonsten viel Feel-Good. Die Kampagne wäre nicht schlecht gewesen, wenn es die Bundestagswahl 2005 gewesen wäre. Wir haben aber, Überraschung, nicht mehr 2005.
Richten wir mal den Blick auf die Konkurrenz.
Die Union profitiert vom Ampel-Chaos selbstredend, aber wohl eher trotz, statt wegen des Kanzlerkandidaten Friedrich Merz. Die ziehen eine Kampagne auf, die Dinge fordert, die von vornherein so nicht zu machen gewesen sind. Stichwort Schuldenbremse, Stichwort Migrationswende, Stichwort Wirtschaftswende. Anstatt daran, arbeitete man sich so massiv an der Person Merz ab, dass man fast das Gefühl hatte, den müsse man wählen, wenn man die SPD ärgern möchte.
Die Grünen haben mit Habeck den wohl stärksten Kandidaten gehabt, der aber auch das größte Bergaufrennen zu fahren hatte. Dass das am Ende nicht geklappt hat, war leider abzusehen. Zu sehr haben sich die Kampagnen gegen die Grünen von rechtskonservativer Seite bezahlt gemacht..
Die FDP hat inhaltlich gar nicht so viel anders gemacht als die Union, bloß mit mehr Leuchtschrift und einem Spitzen-Lindner, der sichtlich bemüht war, einfach nur die folgende Katastrophe zu vermeiden.
Die AfD hat alles wie immer gemacht. Gelogen, bis sich die Balken biegen, Social Media bespielt und gerade bei den Jungen damit wirklich viel erreicht.
Die Linke hat wahrscheinlich am meisten richtig gemacht. Klare Position, klar kommuniziert, mit Heidi Reichinnek eine TikTok-konforme Spitzenperson, die das ganze Social-Media-Game auch drauf hat. Man ist nicht nur ins Internet, sondern auch an Haustüren gegangen. Die knappen 9% die dabei herauskamen, waren bemerkenswert, gerade für eine Partei, bei der viele Leute eher eine höhere Hemmschwelle haben, sie zu wählen.
Da stehen wir nun am Wahlabend. Klingbeil kündigt personelle Erneuerung an, um sich dann erst mal noch den Fraktionsvorsitz zu gönnen. Saskia Esken druckst ein bisschen über ihre Zukunft herum und im Mai soll eine neue Spitze stehen. Oder vielleicht auch eine alte. Man weiß das bis jetzt immer noch nicht so ganz genau. Man verhandelt mit der Union und bohrt direkt dicke Bretter, Sondervermögen, Schuldenbremsenreförmchen, das war mehr, als man da hätte ahnen können, aber auch ein Ausfluss eines an der Realität gescheiterten Kanzlers in spe.
Spulen wir vor. Der Koalitionsvertrag steht, man gibt an gut verhandelt zu haben, hat aber nicht mal die Mindestlohnforderung so fixiert, so dass ein Spahn nicht tags drauf das schon wieder einsacken kann. Man bettelt jetzt bei der Basis um Zustimmung, weil staatspolitische Verantwortung und nächstes Mal wird alles besser und mit SPD ist immer besser als ohne und die AfD droht, noch stärker zu werden.
Das bringt uns dann zum ersten Punkt, den wir uns für später merken sollten. Dass die AfD so stark ist, wie sie ist, hängt auch damit zusammen, dass gerade im Westen von der AfD eine ehemalige SPD-Hochburg nach der nächsten gekapert wird. Die Schwäche der SPD, das liegt nahe, könnte etwas mit der Stärke der AfD zu tun haben. Das bedeutet aber auch, dass man sich selbst mal kritisch fragen müsste, wie das eigentlich genau sein kann. Sind das alles hardcore Glatzen mit Springerstiefeln? Sicher nicht. Das sind vor allem strukturschwache Regionen, in denen jede Krise gleich doppelt einschlägt. Irgendwann hat man da auch keine Lust mehr, eine Partei zu wählen, die schon so lange regiert und dennoch kein grundlegendes Problem anpackt, selbst wenn das mit der kommunalen Ebene wenig zu tun hat.
Das bringt uns zum anderen Lesezeichen. Die SPD erreicht nicht nur ihre Kernklientel nicht mehr, sondern schafft es auch nicht, die zukünftige Kernklientel zu binden. Die jungen Leute haben bei der Bundestagswahl mehrheitlich Linke und AfD gewählt. Wie kann das passieren? Sowohl AfD und seit neuestem die Linke haben verstanden, wie sie jungen Leuten begegnen müssen. Man muss die Leute da abholen, wo sie eben gerade sind und wenn das auf TikTok ist, dann muss man eben dahin. Die SPD schafft es ja nicht mal im Bund oder den Ländern, vernünftige Social-Media-Arbeit zu machen, die länger als eine Minute verfängt. Von den kommunalen Gliederungen mal ganz zu schweigen, da ist dieses Facebook schon das höchste der Gefühle. Die Klientel die man so anspricht wird um es vorsichtig zu sagen, dem demographischen Wandel folgend eher kleiner.
Wir haben also eine Partei, die inhaltlich wenig anzubieten weiß, das wenige nicht mal unters Volk zu bringen versteht und gleichzeitig in der Führungsebene völlig davon überzeugt ist, das Richtige zu tun. Ehrlich gesagt: Mit 16,4% ist man da eigentlich noch recht gut bedient. Ein Zurückfallen hinter die Grünen und/oder die Linken wäre wahrscheinlich auch gar nicht so unverdient gewesen.
Nur wie kommt man aus diesem Schlamassel denn jetzt wieder raus? Böse gesagt, könnte man mal die Franzosen fragen. Da gibt es die Schwesterpartei zwar noch, aber, nun ja, sie riecht seit ein paar Jahren schon etwas streng. Es braucht nicht nur eine personelle Erneuerung sondern eine Rückbesinnung darauf, wie man den Menschen hilft, für die man eigentlich steht.
Noch eine Sozialleistung hier, noch ein bisschen mehr Regulierung da und am Ende noch einen Präsentkorb für Rentnerinnen und Rentner? Das wird so nichts werden. Die Grundwerte, wie Solidarität, Humanismus und nicht zuletzt der Ausgleich zwischen Wirtschaft und Sozialem sind nicht weniger aktuell als sie es in der langen Vergangenheit der Partei waren. Wer auf die Linke schaut und sagt, dass die ja nur wegen dem TikTok-Zeug so stark waren, verschließt sich ein Stück weit der Realität. Klare Positionen, klare Worte und auch mal jemandem auf die Füße zu treten sind Dinge, die die SPD sich da wirklich mal abschauen müsste. Daneben muss inhaltlich auch mal ein Schnitt gemacht werden. Soziale Sicherheit muss stehen, darüber hinaus kann man die Menschen aber auch einfach mal in Ruhe lassen. Die Sozialsysteme, Rente, Krankenkassen, Pflegeversicherung, müssen dringlichst grundlegend reformiert werden, statt ein Niveau festzuschreiben, ohne einen gangbaren Weg dahin zu zeigen. Die Mietenfrage muss eigentlich mit oberster Priorität angegangen werden. Bauen, Deckeln, egal was, Hauptsache es passiert schnell etwas, was sich im Geldbeutel der Menschen bemerkbar macht. Daneben müsste Bildung sehr weit oben stehen, denn Bildung, eigentlich ein ursozialdemokratischer Gedanke, ist die beste Voraussetzung für sozialen Aufstieg. Natürlich müssen die Länder dafür mit ins Boot, aber man kann das nicht als Entschuldigung nehmen, um nichts zu tun.
Der Staat muss ein starker Garant dafür sein, dass die Menschen sich optimal entwickeln können. In der Bildung, in der Wirtschaft und, wichtiger Punkt, auch mit der entsprechenden Gesundheitsversorgung, auch für die mentale Gesundheit.
Die Sozialdemokratie muss dem Umstand Rechnung tragen, dass die Realität eine ganze Reihe von grundlegenden Entscheidungen auf den Tisch gelegt hat. Mit ministerialem Durchgewurschtel wird man dem niemals beikommen, sondern die Fragestellungen nur komplizierter machen und Aufschieben. Die SPD wird nur wieder in die Nähe des Kanzleramts kommen können, wenn sie versteht, dass in vielen Feldern die Dinge eigentlich nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten. Das muss adressiert werden, und zwar so, wie man das heutzutage eben tun muss. Man muss intern transparenter werden, man muss die Basis wesentlich stärker einbinden, auch wenn es gerade gut läuft.
Wir haben noch vier Jahre Zeit, maximal, bevor man sich mit der AfD als potentiell stärkste Kraft auseinandersetzen muss. Das sind vier Jahre für eine ehrliche Arbeit, die da hin gehen muss wo es weh tut. Das sind vier Jahre, in denen man aus staatsmännischer Lethargie wieder die führende progressive Kraft in diesem Land machen muss, die im Stande ist, den Menschen real bei ihren Problemen zu helfen und auch mal einem Konzern auf die Füße treten kann.
Ich bin in dem Laden ja auch nur noch Mitglied, weil ich der Überzeugung bin, dass es keine andere Partei schaffen kann, das Ruder noch herumzureißen. Sie muss mich aber langsam davon überzeugen, dass ich damit richtig liege. Der Koalitionsvertrag hat da erstmal nicht weiter geholfen.